errichtete der im März 1881 gegründete Nürnberger Velociped-Club an der Fürther Straße in Gostenhof. Sie lag auf dem Areal der heutigen Veit-Stoß-Anlage.
Die Kosten für den Bau der Rennbahn deckte der Club durch die Ausgabe von Anteilscheinen zu je 50 Mark. 21 Mitglieder des Velociped-Clubs zeichneten insgesamt 57 Anteilscheine, so dass ein Startkapital von 2.850 Mark zusammenkam. Auch Max Ottenstein, der Mitbegründer der späteren Victoria-Fahrrad-Werke, war mit drei Anteilen dabei.
Der Fränkische Kurier berichtete eine Woche vor der Eröffnung:
Das am nächsten Sonntag Nachmittag 3 Uhr stattfindende Rennen des Nürnberger Velociped-Clubs wird bei der lebhaften Betheiligung, die sich dafür zeigt, voraussichtlich ein sehr interessantes werden. Nahezu 40 Meldungen sind für die 5 Rennen (Bicycle und Tricycle) eingelaufen, worunter die Namen einiger der besten Fahrer Deutschlands, so daß der Wettkampf oft ein heißer und spannender werden mag.Der Rennplatz selbst, an der Fürther Straße gelegen und in seiner ganzen Ausdehnung von einer 2 ½ Meter hohen Wand begrenzt, bietet Raum für Tausende von Zuschauern und mag nächsten Sonntag einen gewiß eigenartigen und reizvollen Anblick bieten.Im Vordergrund steht die große Tribüne, gegen die heißen Sonnenstrahlen oder unfreundlichen Regen mit schützender Leinwanddecke versehen. Von eleganten Damen und Herren, Erstere in farbenreicher Toilette, dazwischen glänzende Uniformen und Sportsmen, eingenommen, muß dieselbe ein farbenprächtiges, belebtes Bild geben. Ein weiter Blick über die ganze Bahn und den ganzen Platz bietet sich von dort dar. Gerade gegenüber ist der Preisrichterstand, wie auch der Start und das Ziel postirt, in Mitte des Platzes das Orchester gestellt, von welchem die fröhlichen Weisen auch während der Rennen der in hellen und bunten Farben knapp gekleideten Radreiter ertönen werden.Rings um die ganze Bahn sind die Stehplätze für das schaulustige Publikum bestimmt, und auf jeder Seite wird eine wohlbestellte Restauration leiblichen Bedürfnissen beste Rechnung tragen.Vorausichtlich wird bei dem regen Interesse, das der reizende Sport hier in allen Kreisen findet, der Besuch des Rennens ein sehr zahlreicher sein. Wünschen wir dem Nürnberger Velociped-Club heiteres Wetter und gute Erfolge!
Die fünf Rennen brachten folgende Ergebnisse:
Das Eröffnungsrennen über 3.000 Meter (startberechtigt waren Mitglieder des deutschen und deutsch-österreichischen Velocipedisten-Bundes) gewann Geyer vom Bicycle-Club München.
Beim Handicap (Vorgaberennen) über 3.000 Meter, an dem nur Mitglieder des Nürnberger Velociped-Clubs teilnehmen durften, siegte Julius Fuchs.
Beim Tricycle-Rennen über 2.000 Meter (starten durften Mitglieder des deutschen und deutsch-österreichischen Velocipedisten-Bundes) holte Wolfgang Beißbarth aus Nürnberg den 1. Preis.
Das Erstrennen über 2.000 Meter (offen für Mitglieder des deutschen und deutsch-österreichischen Velocipedisten-Bundes, die noch keinen Preis gewonnen hatten) entschied Julius Fuchs vom Nürnberger Velociped-Club für sich. Zweiter wurde Carl Marschütz, der zwei Jahre später seine Nürnberger Velociped-Fabrik (später Hercules) gründete, damals aber noch bei Goldschmidt & Pirzer in Neumarkt/OPf. arbeitete.
Sieger beim abschließenden Hauptrennen über 10.000 Meter, bei dem wieder alle Mitglieder des deutschen und deutsch-österreichischen Velocipedisten-Bundes mitfahren durften, wurde Witzel vom Bicycle-Club München. Er bekam als Preis eine goldene Remontoiruhr im Wert von 150 M und ein goldenes Ehrenzeichen, Geldprämien wurden damals noch nicht gezahlt.
Die Bahn an der Fürther Straße bestand nur fünf Jahre
In den Folgejahren zog die Bahn Radsportler aus ganz Deutschland an, anfangs zu Hoch- und Tricycle-, später zunehmend zu Niederradrennen. 1888 und 1889 wurde die süddeutsche Meisterschaft über 10.000 Meter hier ausgefahren. Leider musste die Rennbahn schon 1889 wieder schließen, weil für das gepachtete Grundstück eine andere Nutzung vorgesehen war.
4 Responses
Danke für den Beitrag, schön wäre noch eine Karte von Nürnberg zur Verortung.
Ansonsten begrüße ich die Gliederung im Blog. Es macht Spaß darin zu „wühlen“.
Hallo Sebastian,
vielen Dank für Deinen Kommentar!
Es freut mich, wenn Dir die neue Gestaltung meines Blogs gefällt.
Bitte auch in Zukunft eifrig darin wühlen!
Und Deiner Anregung nach „Verortung“ bin ich auch nachgekommen.
Nachdem es – wie Du weißt – keinen Nürnberger Stadtplan gibt, auf dem die Bahn eingezeichnet ist, musste ich ein wenig basteln…
Vielen Dank für die interessanten Einblicke in die Nürnberg Radgeschichte. Von den beiden Radrennbahnen in Gostenhof wusste ich bisher nichts. Es gab ja noch die Rennbahn im Volkspark Marienberg. Kennen Sie hierzu ein genaues Datum der Eröffnung?
Hallo René,
grundsätzlich duze ich mich gern mit Personen, die Kommentare zu meinem Blog schreiben, ich hoffe, das ist ok für dich.
Die Bahn im Nürnberger Norden war die ASN-Radrennbahn in Ziegelstein, die, wenn meine Informationen stimmen, am 14. Mai 1949 eröffnet wurde.
Nachdem mein Fokus aber auf den Anfängen des Radfahrens in Nürnberg liegt, habe ich keine weiteren Unterlagen dazu.
Viele Grüße
Peter