gab es seit Anfang der 1880er Jahre.
Der erste war der Nürnberger Velociped-Club, der am 23. März 1881 gegründet wurde.
Jeder neu gegründete Verein musste in den 1880er Jahren bei der Vereinspolizei (vergleichbar mit dem heutigen Ordnungsamt) angemeldet werden. Unterschieden wurde zwischen politischen und nicht-politischen Vereinen. Man muss sich bewusst machen, dass von 1878 bis 1890 das Bismarck’sche „Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“ (kurz „Sozialistengesetz“) in Kraft war. Radfahrer-Vereine gehörten im Allgemeinen zu den nicht-politischen Vereinen. Komplizierter war es mit den Arbeiter-Radfahrer-Vereinen, die durchaus mit sozialdemokratischem Gedankengut sympathisierten. Der „Arbeiter-Radfahrerclub „Vorwärts“ Nürnberg“ beispielsweise wurde erst am 18. Mai 1893, also drei Jahre nach Ende des Sozialistengesetzes, gegründet.
Die Vorstandschaft
Die Vereinsmitglieder wählten eine Vorstandschaft, die die Aufgabe hatte, den Verein zu leiten. In der Regel bestand die Vorstandschaft aus einem Vorsitzenden, einem Schriftführer, einem Kassier und einem Fahrwart. Überregionale Vereine wie der 1884 gegründete „Deutsche Radfahrer-Bund“ (D.R.B.) und die seit 1886 bestehende „Allgemeinen Radfahrer-Union“ (A.R.U.) verfügten über eine aufwändigere Struktur. Die A.R.U. war beispielsweise in „Konsulate“ eingeteilt und nachdem Nürnberg ein „Haupt-Konsulat“ war, wurde es von einem „Haupt-Konsul“ geleitet.
Die wichtigsten organisatorischen Grundlagen schrieben die Vereine in ihren Statuten oder Satzungen fest. Am Anfang standen der Name und der Zweck des Vereins. Während es bei den Namen eine große Bandbreit gab (siehe nächster Abschnitt), war der Zweck meist ähnlich. Häufig war er die Förderung des Radfahrens und der Kameradschaft bzw. des geselligen Beisammenseins. Außerdem waren Punkte geregelt wie:
- Aufnahme, Austritte und Ausschließung von Mitgliedern,
- Rechte und Pflichten der Mitglieder,
- Aufgaben und Wahl der Vorstandschaft,
- die jährliche Generalversammlung,
- das Vereinsvermögen und
- die Auflösung des Vereins.
Häufig hatten die Vereine neben den Statuten auch eine Fahrordnung, in der das Verhalten im Straßenverkehr festgelegt war.
Bei den Vereinsnamen gab es eine enorme Vielfalt.
Sehr beliebt war die Benennung nach dem jeweiligen Stadtteil, z.B.:
- Gostenhofer Radfahrer-Bund,
- Radfahrer-Club St. Sebald,
- Radfahrer-Club Maxvorstadt,
- Radler-Club Wöhrd,
- Radfahrer-Club St. Johannis,
- Radfahrer-Club St. Leonhard,
- Radfahrer-Club Mögeldorf,
- Radfahrer-Bund Schweinau,
- Radfahrer-Club Lichtenhof,
- Radler-Club St. Jobst,
- Radler-Club Steinbühl.
Oder nach schnell fliegenden Vögeln:
- Radfahrer-Club Adler,
- Radfahrer-Club Falke,
- Radler-Club Möven,
- Radler-Club Schwalbe,
- Radler-Club Brieftaube.
Auch Fahrradmarken dienten als Namensgeber:
- Velociped-Club Premier,
- Radler-Club Viktoria,
- Radfahrer-Verein Mars,
- Radfahrer-Verein Triumph,
- Radler-Club Express,
- Radler-Club Soberana.
Etwas außergewöhnlicher waren:
- Radler-Club Nachtwanderer,
- Radler-Club Fliegender Holländer,
- Radler-Club Krumma Lenkstanga
- Verein radfahrender Ingenieure,
- Radler-Club bayerischer Verkehrsbeamter Nürnberg,
womit aber noch längst nicht alle aufgezählt sind.
Die Entwicklung der Radfahrer-Vereine in Nürnberg
Generell lässt sich sagen, dass Vereine um die Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert sehr beliebt waren. Das Nürnberger Adressbuch von 1900 listete z.B. mehr als 500 „Gesellige Vereine“ auf, etwa 150 Musik- und Gesangsvereine, 67 Turnvereine und Feuerwehren, 48 Vereine für Kunst und Wissenschaft, 47 Wohltätigkeitsvereine, 43 kirchliche- und religiöse Vereine. Erst dann kamen die 40 Radfahrer-Vereine.
Weitere Informationen zu den sportlichen und geselligen Aktivitäten der Nürnberger Radfahrer-Vereine gibt es demnächst in diesem Blog.