Nürnberger Velodrome
Auf dieser Seite erfahren Sie einiges über die
Geschichte der beiden Nürnberger Velodrome.
Nach heutigem Verständnis sind Velodrome Sporthallen, in denen Radrennen ausgetragen werden.
Mitte der 1890er Jahre dienten Velodrome eher dem Erlernen des Radfahrens (es war noch die Zeit der Hochräder!).
Außerdem boten sie die Möglichkeit, das Radfahren auch im Winter auszuüben und waren somit Treffpunkte der damalige Radler-Szene.
Das erste Velodrom in
Nürnberg eröffneten 1897
die Victoria-Fahrradwerke
In dieser Anzeige im Fränkischen Kurier wurden die Vorzüge des Victoria-Velodroms herausgestellt:
Zwei Eingänge: Ludwig-Feuerbach-Straße 64 und Sulzbacher Straße.
Optimale Verkehrsanbindung: 5 Minuten von der Trambahn-Haltestelle Maxfeld entfernt und direkt an der Pferdebahnlinie Laufer Tor – St. Jobst gelegen.
Telefon-Anschluss Nr. 991.
Erstes Etablissement dieser Art in Nürnberg.
Großer säulenfreier, gutheizbarer Saal mit daran anschließender Fahrbahn im Freien. Fahrfläche: 25.000 Quadrat-Fuß [ca. 2.300 m²].
Elektrische Beleuchtung des gesamten Etablissements.
Orchestrion mit elektrischem Betrieb.
Elegant ausgestattete Restaurants.
Lesezimmer.
Permanente Ausstellung der neuesten Victoria-Räder.
Ankleide- und Toilette-Räume für Damen und Herren etc.
Auf das komfortabelste eingerichtet.
Diese Karte der Victoria-Fahrradwerke von 1899 zeigt neben einem Blick in das Innere des Velodroms auch die Außenfassade.
Das Hercules-Velodrom
wurde 1898 errichtet ...
Das Hercules-Velodrom stand da, wo heute das Nürnberger Schauspielhaus steht. Vorher befand sich auf diesem Areal an der Treustraße das Städtische Krankenhaus, das 1897 an die Flurstraße verlegt wurde.
Die Bauzeichnung vom Juni 1898 zeigt den Haupteingang des Velodroms von der Treustraße her.
Das Hercules-Velodrom war mit ca. 2.000 Plätzen für viele Jahre Nürnbergs größter Saalbau. Seine Besonderheit lag darin, dass es auf einem städtischen Grundstück stand, der Betreiber Pacht an die Stadt Nürnberg bezahlen musste, und diese sich bestimmte Nutzungsrechte vorbehalten hatte.
... und im März 1899
feierlich eröffnet
Die Bedeutung des Hercules-Velodroms als Lehr- und Übungsbahn für Radfahrer war nicht von langer Dauer. Nachdem die Hochräder Ende der 1890-er Jahre von den Niederrädern abgelöst worden waren, verpachtete Carl Marschütz das Velodrom 1902 an den Fahrradhändler Gabriel Kropf (später Opel-Kropf), dessen Sohn Hans es bis zur Zerstörung im 2. Weltkrieg weiterführte. In dem Saalbau fanden neben sportlichen Veranstaltungen auch regelmäßig Konzerte, politische Versammlungen und sonstige Großveranstaltungen statt. 1917, während des 1. Weltkriegs, wurde hier eine Volksküche zur Speisung der hungernden Bevölkerung eingerichtet.
Mit dieser Anzeige wurde die Eröffnung des Hercules-Velodroms am 1. März 1899 im Fränkischen Kurier bekanntgegeben. Über die Feierlichkeiten berichtete das Blatt:
Das Herkules-Velodrom wurde gestern feierlich eröffnet. Eine große Schar geladener Gäste hatte sich zur Feier eingefunden. Herr Justizrat Hahn begrüßte dieselben und brachte ein brausend aufgenommenes Hoch auf die Stadt Nürnberg aus. Der Vorstand der Allgemeinen Deutschen Radfahrer-Vereine, Herr Bezirkshauptlehrer Schäfer feierte den Radfahrsport und die Firma Marschütz & Co., welche den Fahrradbau in Nürnberg einführte. Zwischen vortrefflichen Musikpiecen des Carlschen Orchesters boten die Radlerleistungen des Kunstmeisterfahrers der Welt Herrn Gustav Marschner, das komische Duett auf dem Rade der im Apollotheater unter riesigem Erfolg gastierenden Herren Hacker und Lester ebenso reizende als künstlerisch vollendete Bilder. Der Hochradlerklub Nürnberg fuhr seine Hochrad-Quadrille mit höchster Eleganz, spielender Gewandtheit und Sicherheit.
Küche und Keller des Herrn Restaurateurs Link wurden selbst dem verwöhnten Gaumen gerecht. Die Bedienung war tadellos.